Oszillationsversuche
Amplitudentest
Beim Amplitudentest wird die Amplitude der Deformation - oder alternativ die Amplitude der Schubspannung - variiert und die Frequenz konstant gehalten. Zur Auswertung werden im Diagramm die Messgrößen Speichermodul G' und Verlustmodul G'' gegen die Deformation bzw. Schubspannung aufgetragen.
Beim Amplitudentest werden die Module G' und G'' gegen die Deformation aufgetragen.
Die Module im linear-viskoelastischen Bereich bei kleinen Deformationen kennzeichnen die Ruhestruktur der Probe.
Bei geringen Deformationen sind Speichermodul G' und Verlustmodul G'' konstant, die Probenstruktur ist ungestört. Man spricht vom sogenannten linear-viskoelastischen (LVE-) Bereich. Sobald die Module abnehmen, wird die Struktur gestört, d.h. das Ende des LVE-Bereichs ist erreicht. Der Plateauwert von G' im LVE-Bereich beschreibt die Steifigkeit der Probe im Ruhezustand. Der Plateauwert von G'' ist ein Maß für die Viskosität der ungescherten Probe. Das Verhältnis der beiden Module zueinander erlaubt eine Aussage zur Konsistenz des Materials. Liegt der Speichermodul höher als der Verlustmodul, hat die Probe den Charakter eines viskoelastischen Festkörpers mit überwiegend Gel- oder Feststoffeigenschaften. Umgekehrt bei G'' > G' im LVE-Bereich, hat die Probe die Eigenschaften einer viskoelastischen Flüssigkeit. Je weiter die Module auseinander liegen, desto mehr tendieren die Eigenschaften zur reinen Flüssigkeit bzw. zum reinen Festkörper.
Der Amplitudentest lässt sich auch zur Ermittlung der Fließgrenze heranziehen. Hierfür eignen sich zwei besondere Punkte, nämlich das Ende vom LVE-Bereich und der Schnittpunkt der Kurven von G' und G''. Zur Unterscheidung sollte von Nachgebgrenze (engl. "yield point") und Fließgrenze (Schnittpunkt G', G'') gesprochen werden. In den meisten Fällen ist der Schnittpunkt von G' und G'' für die Praxis bedeutsamer.